Liebevoller Umgang

Während vieler meiner Weiterbildungen ging es immer auch um einen liebevollen Umgang mit sich selbst. Es ging um Aussagen wie «ich liebe und akzeptiere mich, so wie ich bin» oder «es ist alles gut, so wie es ist». Irgendwie habe ich das nicht verstanden (= Verstand). Es kann doch nicht gut sein oder ich kann mich doch nicht lieben, wenn ich einen Fehler gemacht habe bzw. etwas nicht gut lief. Erst kürzlich als ich nicht mit meinem Verstand identifiziert war und in einer meditativen Haltung dieses Thema beleuchtet habe, wurde mir so einiges klar. Mein Verstand wertet eine vergangene Situation und macht mir klar, dass ich etwas nicht gut, nicht richtig gemacht bzw. es nächstes Mal besser machen sollte. Der Verstand agiert sehr theoretisch, denn er beleuchtet mögliche Glaubenssätze und Muster und somit auch eingespielte Verhaltensweisen und Emotionen nicht. Hätte ich es in dem Moment anders machen können? Hatte ich Wahlmöglichkeiten oder geschah es unbewusst? Ich bin überzeugt, dass jeder im Augenblick sein bestmögliches gibt und dementsprechend agiert. Er konnte nicht anders, sonst hätte er es sicher gemacht. Was bedeutet diese Erkenntnis für mich und uns? Wir dürften dem Verstand weniger Aufmerksamkeit schenken, wenn er in die Bewertungsmaschinerie fällt. Und viel wichtiger dürfen wir mit uns viel liebevoller umgehen und folgendes innerlich zu uns sagen: «ich habe mein Bestes gegeben, ich konnte nicht anders, ich danke für diese Erfahrung und ich nehme diese Erkenntnisse mit und versuche es bei einem nächsten Mal anders zu machen. Ich liebe mich, genauso wie ich bin und ich bin hier, um Erfahrungen zu machen und daraus zu lernen.» 

Und mit dieser Erkenntnis wird mir auch bewusst, dass die anderen Menschen es auch so machen und ich mich dadurch auch ihnen gegenüber liebevoller verhalten kann, denn auch sie geben ihr Bestes und haben auch eine Geschichte, die ihr Verhalten prägt …