Diese Woche hatte ich einen unverschuldeten Fahrradunfall, bei dem ich mir schmerzhafte Prellungen an Brustkorb und Hüfte zugezogen habe. Die
Schmerzen sind anhaltend und beeinflussen meine Bewegungen deutlich. Plötzlich war ich gezwungen, mein Tempo zu drosseln und alltägliche Abläufe mit Bedacht und veränderter Körperhaltung
auszuführen.
Was zunächst wie ein reines Hindernis erschien – Einschränkung, Geduldsprobe, Kontrollverlust –, offenbarte mir mit der Zeit eine tiefere Qualität:
In der ungewohnten Langsamkeit begann ich, mehr wahrzunehmen. Ich spürte meinen Körper intensiver, wurde achtsamer für meine Umgebung und erkannte, wie sehr wir alle im Alltag meist im
“Schnell-Modus” unterwegs sind.
Jeder Schritt wurde bewusster. Jede Pause – sei es zum Ausruhen oder um mich kurz hinzusetzen – wurde zu einem Moment der inneren Rückverbindung.
Mein Körper forderte Aufmerksamkeit – nicht mehr im Hintergrund funktionierend, sondern als aktiver Partner meines Seins. Selbst das Aufstehen in der Nacht wurde zur kleinen Forschungsreise neuer
Bewegungsformen. Der Blick ging nach innen. Der Fokus verlagerte sich – weg vom Funktionieren, hin zum bewussten Spüren.
Durch diesen Unfall und die damit verbundenen Zwänge bin ich mir selbst nähergekommen. Ich handle derzeit sehr bewusst, im Einklang mit dem, was
möglich und nötig ist – und spüre dabei eine tiefe Dankbarkeit. Dankbarkeit für meinen Körper, der mich über all die Jahre so zuverlässig durch mein Leben getragen hat.
Mein Wunsch ist es, diese gewonnene Achtsamkeit und Entschleunigung auch über die Genesung hinaus in meinen Alltag zu integrieren – nicht als
Ausnahme, sondern als bewusste Lebenshaltung.
Natürlich stellt sich die Frage: Warum braucht es oft erst ein Ereignis, das uns aus der Bahn wirft, damit wir erkennen, was wirklich zählt? Ich wünsche dir, dass du nicht auf ein solches Signal warten musst – sondern im Alltag immer wieder bewusst wählst: für dich, für deine Gesundheit, für dein inneres Gleichgewicht.